Ansprache von Ortsbeiratvorsitzendern Uwe Dau, Tinnumer Biike 2012

Liebe Sylter, liebe Gäste, insbesondere liebe Tinnumer.

Als Ortsbeiratsvorsitzender von Tinnum begrüße ich sie alle auf das herzlichste hier an der über tausend Jahre alten historischen Tinnum-Burg.

Uraltes Ritual - lebendige Tradition.
Wo Biiken brennen, steht immer etwas Gemeinsames voran.

Schon vor 2000 Jahren wurden zur Verabschiedung von Seeleuten oder zur Austreibung des Winters Opferfeuer an den Küsten entzündet. Die heidnische Bevölkerung der Inseln errichtete ihren Göttern heilige Hügel und Altäre ein. Sie sollten den Gott Wotan gnädig stimmen und ihn dazu bewegen, die eisige Jahreszeit zu beenden. Von diesem Ursprung hat sich bis heute auch hier und da der Brauch erhalten, eine Strohpuppe oder Tonne mit zu verbrennen. Es dauerte dieser heidnische Gottesdienst auf den heiligen Hügeln der Vorfahren noch viele Jahrhunderte nach Einführung des Christentums in alter Weise fort, nicht etwas im geheimen, sondern geduldet von den christlichen Priestern und der Landesobrigkeit, weil diese zu ohnmächtig waren, solches zu verhindern. Das Biiken der Altvorderen mit seinem heidnischen Fest- und Opfertag, das mit dem Anfang des 19. Jahrhundert zum Kinderspiel herabgesunken war, wird seit 1900 auf Sylt wieder von Erwachsenen mitgefeiert. Einst schlang der Biiketanz das einigende Band um Freund und Feind , die sich im Scheine des Opferfeuers die Hand zum Freundschaftsbunde reichten. In den Reden wurde die Bedeutung der Feier für die Einheit des friesischen Volkstums hervorgehoben und gemahnt, in diesem Sinnbild der Treue zur Friesenheimat friesische Sitte und heimischen Brauch allezeit hochzuhalten.

Als 1867 mit der Einführung der preußischen Gerichtsbarkeit das Institut der Ratsmänner aufgehoben wurde, hörte der Petritag auf, der Thingtag zu sein. Eine alte Regelung besagt z.B. dass nun kein Licht mehr auf den Tisch kommt und das Abendbrot bei Tag verzehrt werden muss.

Was ist von der Tradition geblieben? Macht es wirklich Sinn die Insel total zu vermarkten?

Tradition und Fortschritt sind wie Feuer und Wasser. Wir müssen sehr viel sensibler und kritischer mit unserer Insel und der Natur umgehen. Fehlentscheidungen lassen sich bei gutem Willen korrigieren, aber sie dürfen sich nicht ständig wiederholen. Wir können die Zeit nicht anhalten aber wir können den Ablauf gestalten für unsere Kinder und unsere Insel. Bisher sind viele Dinge angesprochen worden aber leider nur sehr wenige Taten erfolgt. Wann wird endlich das insulare Entwicklungskonzept umgesetzt? Wann geben wir endlich den Syltern wieder die Möglichkeit hier zu wohnen und zu arbeiten oder müssen erst noch mehr Sylter die Insel verlassen müssen? Schon jetzt kommen täglich tausende Sylter vom Festland um hier auf ihrer Insel zu arbeiten. Ist es wirklich erstrebenswert das Sylter auf das Festland ziehen müssen weil sie hier keinen bezahlbaren Wohnraum finden?

Ist der Ausverkauf der Insel und die Vertreibung der Sylter der Preis für Wohlstand und Fortschritt? Wohin wird Sylt gesteuert und was kann ich selbst für die Insel tun?

Das Mehrgenerationenhaus in Tinnum wäre ein wichtiges und richtiges Zeichen.

Ich schließe mit den Worten: was du ererbst von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.

Ich bedanke mich bei allen die sich um die Gestaltung für unsere Biike eingebracht haben. Mein besonderer Dank gilt der Freiwilligen Feuerwehr Tinnum und dem Westerländer Musikverein.

Wir singen jetzt gemeinsam 2 Strophen des Liedes: Ihr Freunde stimmt an unser Friesenlied Im Anschluss halten Schulkinder der 4. Klasse der Boy-Lornsen-Schule Tinnum eine friesische Rede. Der Ortsbeirat von Tinnum möchte hier neue Wege zur Brauchtums-Pflege gehen. Danach singen wir gemeinsam 2 Strophen: ÜÜs Sölring Lön. Morgen ist von 13 bis 16 Uhr in der Boy-Lornsen-Schule Tanz für die Kinder der Schule und dem Kindergarten.

Ich wünsche ihnen erlebnisreiche, aber auch besinnliche Tage zum Biikebrennen und Petritag.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.